1968 - ein östlicher Blick

Wolfgang Templin


Nimmt man die Orte und Ereignishintergründe wahr, an denen in diesen Monaten des Jahres 1968 erinnert wird, kommt eine ganze Menge zusammen. Im März ist Warschau an der Reihe. Vor vierzig Jahren war hier das Zentrum von Studentenprotesten. Paris und Prag werden im Frühjahr und Sommer folgen, zahlreiche weitere Metropolen sind weltweit mit der Aufbruchsbewegung und Revolte dieser Zeit verbunden. Ralf Fücks und eine Reihe weiterer Autoren betrachten das Jahr 1968 als globales Ereignis, als eine politische und kulturelle Gezeitenwende.

 

Bei all dem, was für die tiefe Folgewirkung, den übergreifenden Charakter und die gemeinsamen kulturellen Chiffren in Ost und West spricht, darf die Kluft dazwischen, dürfen die völlig verschiedenen Hintergründe der Ereignisse nicht übersehen werden.

 

In Warschau und Prag, den gesellschaftlichen Reaktionen darauf in Ostberlin, Moskau und anderen Zentren des Ostblocks, ging es um den zwangsläufig gescheiterten Anspruch, innere Reformpotenziale des kommunistischen Systems freizusetzen, der Utopie eines „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ Gestalt zu geben. Der Versuch, ein System zu demokratisieren, dessen Macht auf der Verneinung der Demokratie fußte, endete im Dröhnen der Panzerketten in Prag und der sukzessiven Kapitulation der Reformer. Im Gegensatz zu den westlichen Demokratien, gegen deren Defizite und Verkrustungen die Achtundsechziger weitgehend erfolgreich anstürmten, zeigte das östliche System seine völlige Unreformierbarkeit.

 

Wer sich in diesem System weiterhin als Gegenkraft betrachtete, konnte sich weder auf den Marsch durch die Institutionen machen, noch auf eine neue Generation von Reformern hoffen. Die Aufgabe, welche sich nach dem Scheitern der Reformer und dem Verlust aller damit verbundenen Illusionen stellte, war die einer gewaltlosen und dennoch fundamentalen Ablösung des Systems. Die friedlichen Befreiungsrevolutionen des Jahres 1989 lösten rund zwanzig Jahre später diese Aufgabe. Einen inneren Zusammenhang beider historischen Epochenereignisse gibt es im mehrfach vermittelten Sinne, nicht jedoch im Sinne einer direkten Brücke. Zwischen 1968 und 1989 liegen für den Ostblock Jahre erneuter Lähmung und Depression, liegt die Formierungsphase einer neuen demokratischen Opposition.

Die Lehren aus Warschau und Prag

Auslöser der Warschauer Studentenproteste im "März 68", war die Absetzung eines Stückes des polnischen Nationaldichters Adam Mickiewicz "Die Totenfeier", vom Spielplan des Nationaltheaters. In der abgesetzten Inszenierung, die bei vorangegangenen Aufführungen stehende Ovationen beim Publikum auslöste, wurden die Teilungssituation des 19. Jahrhunderts und das Leiden der polnischen Revolutionäre unter der russischen Knute zu Chiffren für den Widerstand gegen die sowjetische Unterdrückung Volkspolens. Zwölf Jahre nach den Tauwetterereignissen des Jahres 1956, hatten sich die erkämpften und gewährten Freiheitsspielräume immer weiter verengt, hatten die Momente kultureller und gesellschaftlicher Liberalisierung keinen wirklichen Reformprozess befördert. Polnische Intellektuelle die darauf setzten und wie Leszek Kolakowski versuchten, den Marxismus als „Philosophie der Freiheit“ zu interpretieren, wurden von den herrschenden Kommunisten als Revisionisten verunglimpft und bedrängt. Die Warschauer Universität galt als Hort der Revisionisten und ihrer Anhänger, hier häuften sich seit Mitte der sechziger Jahre die Parteiverfahren, Relegierungen und Repressionen. Widerstand und Spannungen kulminierten mit dem Auslöser des Theaterkonfliktes in Studentenprotesten, welche die Wiedereinstellung und Wiederzulassung der gemaßregelten Professoren und Studenten forderten, politische und ökonomische Reformen einklagten. Gegen vereinzelte Reformanhänger in der PVAP, standen der Parteichef Wladyslaw Gomulka und eine große Mehrzahl von Dogmatikern, welche sich trotz innerer Fraktionskämpfe in ihrem Beharren auf dem Machtmonopol einig waren. Die Denunziation der Studenten als Hooligans und asoziale Elemente, der Einsatz der Polizei und als „Arbeiterkampftrupps“ getarnter Schläger, Verhaftungen und weitere Relegierungen waren die Antwort auf die friedlichen Proteste an der Warschauer Universität im März. Hinzu kam eine widerliche, mit dem Begriff des „Antizionismus“ getarnte antisemitische Hetzkampagne, welche mehrere tausend jüdische Intellektuelle in die Emigration trieb. Für Polen markierte das Datum 1968, ein endgültiges Ende aller reformistischen Hoffnungen, einen Lernprozess der Opposition, die sich auf einer anderen Grundlage wiederfinden sollte, als sie die kritischen Marxisten und Revisionisten der sechziger Jahre hatten.

 

In der CSSR, bis in die sechziger Jahre hinein, ein stalinistisches Musterland, regten sich die Reformkräfte innerhalb der herrschenden kommunistischen Partei gleichfalls lange Zeit vor 1968. Forderungen nach kultureller Liberalisierung, wie sie auf der berühmten Kafka – Konferenz von 1963 erhoben wurden, verbanden sich mit ökonomischen Reformkonzepten einer sozialistischen Marktwirtschaft und Hoffnungen auf ein Mehr an gesellschaftlicher Demokratie. Zur Verkörperung des „Prager Frühlings“, also der entscheidenden Reformmonate vor dem August, wurde der Slowake Alexander Dubcek, welcher im Januar 1968 den Altstalinisten Antonin Novotny als ersten Sekretär der Kommunistischen Partei ablöste. Die von oben nach unten und aus dem Inneren der Partei heraus geführten Reformversuche entfalteten eine ungeheure Dynamik und setzten die ganze tschechische Gesellschaft in Bewegung. Klubs der Parteilosen, Vereinigungen und Verbände schossen aus dem Boden, Forderungen nach unabhängigen Gewerkschaften wurden laut. In einem „Manifest der zweitausend Worte“, dessen Verfasser der Schriftsteller Ludvik Vaculik war, wurde ein ganzer Katalog von Forderungen einer durchgreifenden Demokratisierung entwickelt. Der Prager Funke drohte auf den gesamten Ostblock überzuspringen, die anfangs zögerlichen Reformansätze ihren Initiatoren aus den Händen zu gleiten. Die sowjetische Führung unter Leonid Breschnew intervenierte immer heftiger, sekundiert von weiteren Hardlinern im Ostblock, wie Walter Ulbricht. Selbst mit einer noch vorsichtigeren Regie und noch stärkerer Selbstbegrenzung, wäre den Prager Reformern kein Erfolg beschieden gewesen. Der Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes am 21.August 1968 war der Schlusspunkt unter den Versuch, ein auf Unterdrückung beruhendes System, mit dem Atem der Freiheit zu beleben.

 

Ein Land wie die DDR, auf der einen Seite das Musterlabor des kommunistischen Experiments und zugleich dessen empfindlichster, ungesicherter Außenteil, erlebte die Geschehnisse des Jahres 1968, erlebte den Prager Frühling auf besondere Weise. An Reformkräfte innerhalb der Partei war hier nicht zu denken, bereits in den fünfziger Jahren hatte Walter Ulbricht alle potentiellen Konkurrenten aus dem Weg geräumt und die SED gleichgeschaltet. Ebenso war die übergroße Mehrzahl der Intellektuellen an die Leine gelegt und mit Privilegien korrumpiert worden. Wer das Land nicht vor dem Mauerbau 1961 verließ, passte sich an oder richtete sich in der inneren Emigration ein. Dennoch hinterließen die Warschauer Ereignisse, der Prager Frühling aber auch 1968 - West ihre Spuren, welche der Historiker Stefan Wolle in seinem gerade erschienenen Buch „der Traum von der Revolte“ eindrucksvoll beschreibt. Er zeigt, wie in ganz verschiedenen Teilen der DDR-Bevölkerung ein Hoffnungsfunken aufglimmte, der nicht zu eigener Bewegung und Beteiligung wurde, sondern tatsächlich eher Traumcharakter hatte: „Die Sympathie für den Prager Reformkurs war, wie auch die Anziehungskraft der antiautoritären Revolte im Weste nicht unbedingt von großen Theorien gespeist, sondern weit mehr von der Sehnsucht nach einem kleinen bisschen Luft zum Atmen. Endlich öffnete sich das Fenster wenigstens einen Spaltbreit, und es wehte ein leiser Hauch von Freiheit durch die Stickluft des Mauerstaates. Am 21. August 1968 wurde dieses Fenster zugeschlagen. An diesem Tag flossen viele Tränen“.

 

Neben den Tränen, der Wut und Verzweiflung gab es auch einzelne Aktionen des Protestes, gab es Flugblätter, Aufschriften an Mauern und Menschenschlangen vor der Tschechischen Botschaft in Ostberlin, um dort die Solidarität mit den Prager Reformern auszudrücken.

Mit minutiöser Gründlichkeit hielt die DDR- Staatssicherheit die zumeist individuellen und vereinzelt kollektiven Aktionen fest. Im Nachhinein gab es Ermittlungsverfahren gegen fast 1300 Personen, Verhaftungen, Relegationen und Berufsverbote. Ganze Biographien konnten sich auf diese Weise verändern.

 

Wurden schon diese Proteste kaum bekannt und schnell wieder verdrängt, so gerieten die Reaktionen in anderen Ländern des Ostblocks und der Sowjetunion selbst, noch stärker in Vergessenheit.

Gerade die Ukraine hatte in ihrem eigenen Ringen um nationale Identität und Befreiung von der russischen Fremdherrschaft eigene historische Bindungen an die tschechische und slowakische Nation. In den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, fand ein Teil der ukrainischen politischen Emigration eine Zwischenheimat in der tschechischen Republik unter Thomas G. Masaryk. Prag galt als „ zweite Hauptstadt“ der Ukraine.

 

Auf die Nachricht von der sowjetischen Intervention kam es in der ganzen Ukraine zu Protesten gegen den Einmarsch, die sich in Kiew an das dortige tschechoslowakische Konsulat richteten. Wenige Monate vor der Invasion in der CSSR hatten 139 ukrainische Intellektuelle, Angestellte, Arbeiter und Studenten einen offenen Brief an die sowjetische Führung gerichtet. Der Inhalt des Briefes, vor allem aber der Unterzeichnerkreis machten den Machthabern in Moskau klar, dass nicht nur Prag und Warschau zum Problem wurden, sondern auch Kiew. Aus der dortigen kulturellen Dissidenz der sechziger Jahre erwuchs eine Bewegung für nationale Unabhängigkeit.

 

Ende August 1968, zur gleichen Zeit als Alexander Dubcek Zwangsgast im Kreml war und dort mit Vorwürfen überschüttet wurde, versammelte sich auf dem Roten Platz eine Handvoll Menschen und entrollte Transparente: „Hände weg von der Tschechoslowakei – Schande den Besetzern“. In diesen Momenten und auf diesem Platz standen sie, selbst wenn man sie wenige Minuten später wegzerrte und verhaftete, für die Ehre eines ganzen Landes, für ein anderes, demokratisches Russland. Vom KGB als "schmutzige Juden" und "Sowjetfeinde" diffamiert, war die Beteiligten an dieser Aktion eine der Keimzellen für die russische Bürgerrechtsbewegung der siebziger und achtziger Jahre.

 

Für die östliche Erfahrung mit 1968, waren die nachfolgenden Jahre die deprimierendsten. Um einen Teil ihres vermeintlichen Handlungsspielraumes zu retten, kapitulierten die Reformer um Dubcek auf Raten. Sie stellten sich nicht an die Spitze der gewaltlosen Protestbewegung des Landes, die noch Woche nach dem Einmarsch der Demonstranten anhielt, sondern versuchten den Anschein zu erwecken, dass Kompromisse mit Moskau möglich seien. Als ein Jahr nach der Okkupation, die Studenten und Bewohner Prags erneut auf die Straße gingen, sahen sie sich nicht den russischen Panzern, sondern den eigenen Ordnungskräften gegenüber. Mit den Worten Dubcek, Dubcek auf den Lippen, wurden sie von Polizisten niedergeknüppelt, die dem Befehl Dubceks unterstanden. Was folgte, waren die bleiernen Jahre von Prag.

 

Nicht Terror im Stil der fünfziger Jahre zwang die widerspenstige Gesellschaft in die Knie, sondern eine neue Strategie der ständigen existentiellen Erpressung. Die DDR erlebte mit der Ablösung Walter Ulbrichts durch Erich Honecker einen erneuten Scheinfrühling, in Polen versprach Edward Gierek wahre Wunder und in Ungarn herrschte der Gulaschkommunismus, der bei Anpassung Frieden und bescheidenen Wohlstand versprach.

Neue Anläufe

Vergleicht man die Manifeste und Texte einer erneuten Welle der Oppositionellen, ab Mitte der siebziger Jahre mit den Hoffnungen des Jahres 1968, werden der wachsender Abstand und die anderen Ansätze sichtbar. Selbst wenn im Polnischen Komitee zur Verteidigung der Arbeiter (KOR), der Prager Charta 77 und der ungarischen demokratischen Opposition zahlreiche Akteure von 1968 präsent waren, hatten sie jetzt den Reformhorizont verlassen. Der Marxismus als Erlösungshoffnung hatte weitgehend ausgedient. In den Oppositionsgruppen trafen Exkommunisten, Sozialdemokraten, Liberale und Konservative zusammen, die sich in der Verteidigung von Menschen- und Bürgerrechten und der Solidarität für Verfolgte zusammengehörig wussten und lange vor 1989 ihre Zugehörigkeit zu einem Europa der Demokratie und Freiheit erklärten. Konfrontiert mit nationaler Unterdrückung, politischer und sozialer Unfreiheit ausgesetzt, hatten sie eine mehrfache Aufgabe vor sich.

Sie nutzten die neuen Möglichkeiten des KSZE-Prozesses, verließen sich jedoch nicht auf die Mittel der stillen Diplomatie und den erklärten guten Willen der Regierenden in Ost und West. Eine Friedens- und Entspannungspolitik, welche die Oppositionellen als destabilisierenden Faktor empfand, uns aus dem Kreis der Beteiligten ausschließen wollte, war ihren Namen nicht wert.

 

In der DDR hatten die marxistischen Träume von einer Verwandlung des realsozialistischen Käfigs in eine ideale sozialistische Menschengemeinschaft noch etwas länger Konjunktur, standen Wolf Biermann, Rudolf Bahro und Robert Havemann für eine Fortsetzung dieses Traums. Aber auch hier wirkten mit Zeitverzögerung die Kontakte zur mittelosteuropäischen Dissidenz und deren neuen Erfahrungswegen. Vaclav Havels „Versuch in der Wahrheit zu leben“ und das Ethos eines gemeinsamen, grenzübergreifenden Widerstandes, der nicht auf neue Reformergestalten und Vorhutparteien, wie den „Bund der Kommunisten“ setzte, erwiesen sich stärker, als die alten Rezepte.

 

Es war die Entstehung der polnischen unabhängigen Gewerkschaft Solidarnosc, einer millionenfachen gesellschaftlichen Massenbewegung im Sommer 1980, die den Anfang vom Ende des kommunistischen Systems bedeutete. Weder die Drohung mit der erneuten Okkupation, noch die Ausrufung des Kriegsrechts im Dezember 1981 konnten diese Kraft dauerhaft aufhalten oder brechen. Konfrontiert mit der Entwicklung in Polen, der Erschöpfung der eigenen Systemressourcen und der immer stärkeren Überlegenheit des Westens, gerieten die herrschenden Kommunisten immer stärker in die Defensive.

 

Michail Gorbatschows Politik von Glasnost und Perestroika, war ein letzter Versuch, ein System zu retten, das vor dem Untergang stand. Sein großer Verdienst, liegt darin, im Jahre 1989 den Einsatz von Waffen verhindert zu haben. Waffen, deren Einsatz er später nicht verhinderte, als es um den Erhalt des sowjetischen Imperiums in Armenien und Litauen ging.

 

In den zwei Jahrzehnten, die bis zu den friedlichen Befreiungsrevolutionen des Jahres 1989 und dem darauffolgenden Zerfall des sowjetischen Imperiums vergehen sollten, nahmen die Achtundsechziger im Westen ganz verschiedene Wege. Ein Teil von Ihnen trat den langen, friedlichen Marsch durch die Institutionen an und verstand sich als Teil eines erfolgreichen zivilen Veränderungspotentials. Ein anderer Teil sah weiterhin die fundamentale oder militant-terroristische Systemüberwindung als Hauptaufgabe an, schwärmte von der Überlegenheit des Sozialismus und fand seine Verbündeten in internationalen terroristischen Kreisen oder den schlimmsten kommunistischen Diktaturen. Wer sich als Achtundsechziger den Chancen demokratischer Veränderungen in einer offenen Gesellschaft stellte und auf die Möglichkeiten realer Emanzipation setzte, konnte irgendwann den Blick nach Osten öffnen, die dortigen Oppositionellen wahrnehmen und zu ihren Partnern werden. Grenzgänger zwischen West und Ost, wie Rudi Dutschke hatten das immer getan und den Brückenbau versucht.

 

Mit 1989 und den Folgen, verbindet sich die Frage nach der neuen Situation. Bedeuteten der Fall des Eisernen Vorhangs und der Mauer in Berlin, der Zusammenbruch des Kommunismus als System, nur den endgültigen Sieg des Kapitalismus und der westlichen Demokratien oder steckte nicht auch ein neuer Anfang darin? Wie viel von der Emanzipationsbotschaft der Achtundsechziger West, war im Unabhängigkeits- und Freiheitspathos von 1989 aufgehoben oder hatte das Eine mit dem Anderen gar nichts zu tun?

 

Die mittelosteuropäischen Reformstaaten, welche die Klammern ihrer diktatorischen Regime abgeschüttelt hatten, mussten sich dem Systemumbruch stellen, waren mit sozialen Verwerfungen, nationalistischen Schüben und Populismen konfrontiert. In der Sowjetunion, schafften es einige Nationen aus den Trümmern des Imperiums heraus, den Weg in die Unabhängigkeit zu finden und einen eigenen Reformweg einzuschlagen. Andere fielen in die postsowjetische Erstarrung zurück. Russland selbst, schien um Demokratie zu ringen, fiel dann jedoch in ein neoimperiales, autokratisches Herrschaftsmuster zurück.

 

Deutschland bot die Chance, für die Verbindung westlicher Demokratierfahrungen und des Anteils der Achtundsechziger daran, mit dem eigenen Freiheitsanspruch der östlichen und ostdeutschen Dissidenten. Am Beispiel des Zusammengehens von Bündnis 90/Ost und der vom Geist der Achtundsechziger geprägten Grünen West, zeigten sich bisher eher die Probleme als das Gelingen. Es wird also nicht ein parteipolitisches Projekt sein, welches hier gemeinsame Erfahrungen und Energien bündelt, sondern das weitere schwierige Zusammenwachsen einer Gesellschaft. Wer das Projekt einer gesamteuropäischen Integration ernst nimmt, die auf die Werte von Demokratie, Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit baut, ihre Verletzung nicht akzeptiert und sich neuen nationalen Abschottungen widersetzt, wird auf die positiven Erfahrungen der Achtundsechziger und der Neunundachtziger nicht verzichten können.

 

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